Artenschutz in Schieflage - 42 % der heimischen Fischarten sind bestandsgefährdet

22.11.2023

Pressemitteilung des DFV

 

Bei Kormoran, Fischotter, Silberreiher oder Gänsesäger waren die Schutzbemühungen sehr erfolgreich. Die Bestände wachsen und mit ihnen auch die Schäden, die sie in unserer Kulturlandschaft anrichten. Ungeachtet dessen bleiben die genannten Arten weiter geschützt. Das längst notwendige Bestandsmanagement bleibt somit verboten, obwohl es insbesondere zum Schutz vieler heimischer Fischarten zwingend erforderlich ist. Die im August 2023 vom Bundesamt für Naturschutz aktualisierte Rote Liste der Fische und Neunaugen zeigt die dramatische Lage. 

Von den insgesamt 90 heimischen Fischarten gelten 9 Arten (10 %) als ausgestorben oder verschollen. Weitere 38 Arten (42 %) sind im Bestand gefährdet. Ihnen wurde deshalb eine der insgesamt vier Gefährdungskategorien der Roten Liste zugeordnet, darunter auch der Atlantische Lachs und die Äsche. Der langfristige Bestandstrend ist bei insgesamt 60 Arten negativ. 

Die Ursachen dafür sind vielfältig. Neben von uns Menschen verursachten Veränderungen an und in den Gewässern wird auch der hohe Prädationsdruck durch Kormorane von den Autoren der Roten Liste bei verschiedenen Fischarten als wichtige Gefährdungsursache aufgeführt. Aktuelle Untersuchungen von Wissenschaftlern der Universität Koblenz zeigen zudem, wie der große Appetit der Kormorane durch massive Verschiebungen in der Fischartenzusammensetzung die Selbstreinigungskraft der Gewässer empfindlich stört. Der Gewässergrund wird durch Algen überwuchert, weil die Algen fressenden Fische Beute der Kormorane wurden. Das Kieslückensystem am Gewässergrund ist die Kinderstube vieler Fischarten. Die Lücken verstopfen und Fäulnis übernimmt das Kommando. Dadurch können sich die bereits durch den enormen Fraßdruck bereits dezimierten Fischbestände nicht wieder erholen. 

"Es ist unstrittig, dass die gezielte Bejagung von Rehen und Hirschen eine zwingende Voraussetzung dafür ist, dass unsere Wälder sich natürlich verjüngen können. Ohne das jagdliche Bestandsmanagement fressen die vielerorts überhöhten Schalenwildbestände sonst zu viele Jungbäume. Gezielte Bejagung sorgt für die nötige Balance zwischen Wald und Wild. Die gleichen Regeln gelten selbstverständlich auch unter Wasser. Wird dort der Fraßdruck auf die Fischbestände zu groß, brechen sie zusammen und können sich nicht wieder erholen. Deshalb braucht es auch zum Schutz der Fische und zum Erhalt der aquatischen Biodiversität eine gezielte Steuerung der Bestände von Kormoranen und anderen Fischfressern." so Stefan Jäger, Biologe und Vorsitzender der Kormorankommission des Deutschen Fischereiverbandes. 

"Zum Schutz der Artenvielfalt über und unter Wasser muss die EU-Kommission umgehend handeln und die überholten Regelungen beim Artenschutz endlich überarbeiten. Bei nicht mehr gefährdeten Arten wie dem Kormoran und dem Fischotter muss der Schutzstatus den Realitäten angepasst werden. Wo es zum Schutz anderer, noch immer gefährdeter Arten notwendig ist, muss die Reduktion des Fraßdrucks auf ein verträgliches Maß durch eine gezielte Bestandsreduktion der Fressfeinde möglich sein." fordert der Präsident des Deutschen Fischerei-Verbandes, Dr. Gero Hocker.

Kontakt: Stefan Jäger oder Tel. 0201 466146

 

 

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