Abfischung der Helme-Talsperre

01.02.2022

Kelbra

Am Vormittag des 1. Februar wurde entsprechend der Vereinbarung zwischen dem Talsperren-Betrieb (TSB) als Verpächter und dem Kreisanglerverein Sangerhausen als Pächter, das Abfischen der Talsperre vorgenommen.

Beauftragt wurde dafür vom TSB der Berufsfischer Gernot Quaschny aus Schönhausen in der Altmark. Nach Drosselung der Ablaufmenge am Bauwerk 1 wurde das Netz in mehreren Etappen durchgezogen. Bis zum Mittag konnten ca.600 kg Fisch geborgen und auf bereitstehende Gespanne der Vereine mit entsprechender Sauerstofftechnik verladen und abgefahren werden. Hauptsächlich wurden große Karpfen, Hechte, Schleien, Giebel, Rotfedern und Plötzen gefischt. Bei Temperaturen um 3°C und scharfen Wind war die Aktion weder für unsere Mitglieder noch für die im Wasser stehenden Mitarbeiter des Fischers ein Anlass zum Romantisieren. Die Zusammenarbeit mit den TSB und dem Fischer verlief wie immer ohne Probleme. Der Vorstand des KAV bedankt sich bei allen Vereinen, die kurzfristig einen Fischtransport ermöglichten. Die weiteren Fische werden durch den Berufsfischer in die benachbarten Kiesgruben ausgefahren.

Resümee

Ohne den Ergebnissen des „Runden Tisches“ des Ministeriums vorzugreifen, muss aus Sicht der Angler bei einem neuen Betriebsplan der Fischartenschutz bedeutend mehr Beachtung finden. Die Betrachtung des Gesamtsystems TS-Kelbra schließt einseitige Änderungen zu Lasten der Fische aus. Das Verschlechterungsverbot der WRR der EU gilt auch an der TS.

Hintergrund

Im Rahmen der Erprobung eines neuen Betriebsplanes für die Talsperre resultiert die Entleerung der TS aus der Notwendigkeit, wissenschaftsgestützt, harte Vergleichsdaten für eine übergreifende Beurteilung der unterschiedlichen Betriebsplänen zu sammeln. Parallel zur Entleerung laufen mehrere Monitoring-Maßnahmen unterschiedlicher Wissenschaftseinrichtungen und Institutionen. Daran beteiligt ist das Institut für Binnenfischerei in Potsdam Sacrow, die Martin Luther Universität und der Gewässerkundliche Landesdienst. Neben vielen Parameter der Gewässergüte geht es unter anderem um die Messung der Sedimentfracht beim Entleeren der Talsperre und die Beurteilung ihrer Auswirkungen auf nachfolgende Habitate.

 

Die Spezialisten vom Talsperrenbetrieb und des Landesbetriebes für Hochwasserschutzes (LHW) gehen somit der besonders in der Kritik stehenden Annahme nach, dass wertvolle Laichhabitate, insbesondere der Kieslaicher (Forelle, Äsche, Bachneunauge, Barbe) massiv durch die Sedimentablagerungen geschädigt werden.

 

Das Bestreben des LHW auch für den Helme-Fluss, den von der WRR geforderten „guten Zustand“ herzustellen, wird von den Anglern anerkannt und gewürdigt. Und natürlich haben Angler nichts gegen Verbesserungen im Vogelschutz. Aber diese dürfen nicht zu Lasten der Fische gehen.

 

Dass sich die Waage im Artenschutz weiter zu Ungunsten der Fische geneigt hat, macht die Rote Liste Sachsen-Anhalt deutlich. Demnach sind in Sachsen-Anhalt nur 5% der Gewässer in einem guten Zustand. Im benachbarten Thüringen sind es zumindest 10%.  Damit liegen wir am Ende der bundesdeutschen Rangliste. 52 % der Fischarten in Sachsen-Anhalt (26 Arten) stehen auf der „Roten Liste“, glücklicher Weise gelten 55,0% der Vogelarten als ungefährdet.  Das sollte schnellstens auch für Fische erreicht werden. Offenbar hatte man unter „grüner Aufsicht“ vergessen, dass in ihrer eigenen Natura 2000 Verordnung das Vorhandensein von ausreichend großen Ufer- und Flachwasserbereichen sowie Schlammflächen für die Talsperre empfohlen wird. Wir erinnern uns, der damalige Betriebsplan, mit dem Verbleib eines für den Hochwasserschutz nicht relevanten Restwassers, wurde auf Drängen der damaligen Grünen Umweltministerin geändert. Nach Aussage Ihres damaligen Staatssekretärs im MDR ging es darum, die Talsperre fischfrei zu machen. Bedroht war aus Sicht des Ministeriums die Brut vom wertgebenden Schwarzhalstaucher durch Hechtfraß.

Natürlich macht Angeln ohne Fische wenig Sinn, aber Angler sind eben nicht nur aufs „Beute machen“ aus. Immerhin sind wir in Sachsen-Anhalt größter anerkannter Naturschutzverband. Das hatte man auf der „grünen Kommandobrücke“  in Magdeburg wohl übersehen.  Mit einem hoffnungsvollen  Petri Heil, Gerhard Jarosz

 

 

 

 

 

Bild zur Meldung: Wertvolle Fracht wird zügig verladen

Fotoserien


Abfischung der Helme-Talsperre (01.02.2022)

Abfischung der Helmetalsperre am Bauwerk I.

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Kreisanglerverein Sangerhausen e.V.